Das Schöne Allgäu - Bericht über Florian Pötzl

68 2/2022 den Menschen bloßstellen. Meine Aufnahmen zeige ich und frage nach dem Fotografieren um Ge- nehmigung. Viele freuen sich, dass es auf Instagram veröffentlicht wird. Wenn ein Fotografierter ab- winkt, dann lösche ich die Auf- nahme.“ Ein No-Go sind Notsitua- tionen und Aufnahmen von Kin- dern. Dies alles muss unbedingt die Basis des Fotografierens auf der Straße sein. Keine inhaltliche Bildnachbearbeitung Und ein weiterer Aspekt ist interessant: „Wünsch dir was, dann passiert es auch.“ So hat ein berühmter Vorreiter der Straßen- fotografie, der Franzose Henri Car- tier-Bressont, gedacht. Diese Erfah- rung teilt Pötzl, denn der Blick wächst mit der Zeit, das Auge wird geschult, die Sensibilität steigt. Natürlich hat zwischenzeitlich das Fotografieren in der Gesell- schaft einen anderen Stellenwert erreicht. Jeder Smartphone-Besitzer ist ein Fotograf. Bilder zu verschi- cken, zu veröffentlichen oder zu bearbeiten ist dank moderner Tech- nik heute Standard. Jeder kann es. Genau das ist eine weitere Spezifikation des Streetfo- „Das Schöne an der Fotografie ist, dass plötzlich irgend etwas auf- scheint, einfach so, direkt vor einem, und dieses Etwas muss man fassen.“ Henri Cartier-Bressont, Straßenfotograf und Filmemacher (1908-2004) Die Fotofreunde Wiggensbach Ob bei nationalen oder internatio- nalen Wettbewerben, in den sozia- len Medien oder in Publikationen wie Kalendern oder Büchern – den Fotofreunden Wiggensbach begegnet man überall im Allgäu, wo es um hohe Fotokunst geht. Gegründet 1986, verbindet die Mitglieder (aktuell 72, davon 19 Frauen) das harmonische Miteinander und die grenzenlose Freude am Fotografieren. Denn Fotos sollen berühren, sollen begeistern, sollen den Betrachter fesseln. Die Mitglieder bereichern sich gegenseitig durch kreative Impulse, durch die Offenheit für alles Neue, das interessante Perspektiven und neue Horizonte erschließt. Seit 2015 ist Florian Pötzl Mitglied. 2017 erhielt er den Titel „Fotograf des Jahres“. Er ist mit großer Leidenschaft dabei und bringt sich kreativ in den Club ein. In den ver- gangenen Jahren hat sich bei ihm die Streetfotografie heraus- kristallisiert. www.fotofreunde-wiggensbach.de tografie: keine inhaltliche Bild- nachbearbeitung zu machen. „Ich korrigiere und verfälsche meine Fotos nicht. Der Inhalt des Bildes wird nicht verändert, nicht insze- niert. Wenn beispielsweise ein Ast ins Bild ragt, dann lösche ich ihn nicht raus“, so der Duracher Foto- profi. Er entwickelt das digitale Negativ und belichtet es richtig aus, denn er beherrscht seit Kindheit das Grundhandwerk des Fotogra- fierens. Ausbau der Allgäuer Streetfotografie Mit der Zeit hat Florian Pötzl Lieblingsplätze in Allgäuer Städten entdeckt. Einige davon verrät er uns: der Hofgarten in Kempten, der Marktplatz in Sonthofen, der Bahn- hof in Oberstdorf, die Fußgänger- zone in Memmingen, der Segler- hafen in Lindau. Da kann man wun- derbar Menschen fotografisch in Szene setzen, und den Zufall mitge- stalten lassen. Für die Zukunft wünscht er sich, noch mehr die Szene im Streetzeit- alter auszubauen, mehr Gleichge- sinnte zu treffen, noch mehr Aus- stellungen zu planen. Auch Street- walks im Allgäu zu organisieren und die Jugend anzusprechen, das wäre ihm sehr wichtig. Und wer weiß, was ihm selbst noch auf sei- nem persönlichen Pfad der Street- fotografie begegnen wird. Text: Edith Reithmann Bilder: Florian Pötzl „Herbst“ von Florian Pötzl

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