LAFO 2024

Bayerische Fotomeisterschaft 2024 | 11 Liebe Fotofreundinnen und -freunde im DVF Bayern, ihr merkt es bestimmt, ich spreche nun schon die ganze Zeit von Kunst, genauer gesagt, von bildender Kunst im Umfeld von Museen, Galerien und auf dem Kunst- markt. Aber, was hat das mit uns Amateurfotografinnen und -fotografen zu tun? Was mit den ausgezeichneten und hier bei der Bayerischen Landesfotomeisterschaft 2024 in Dillingen ausgestellten Werken? Man könnte diese Frage auch etwas anders formulieren: Ist das, was wir hier in der Landesausstellung des DVF Bayern zu sehen bekommen, Kunst? Machen wir Kunst? Oder sind das hier lediglich sehr gut gestaltete und ausgearbeitete Gewinnerbilder eines Wettbewerbs? Ich möchte an dieser Stelle zu den aufgeworfenen Fragen nicht eindeutig Stellung beziehen, rege aber dazu an, sich mit der eigenen Fotografie im Spiegel dieser Fragen auseinanderzusetzen! Unbestreitbar ist, dass die Wettbewerbsfotografie anderen Maßstäben folgt als beispielweise die Auswahl von Exponaten in einem Museum oder in einer Galerie. Der persönliche Geschmack spielt allerdings in beiden Bereichen immer mit. Doch sollte es mir - sowohl als Juror als auch als Kurator - möglich sein, den persönlichen Geschmack so weit zu läutern, dass ich eher von meinem„Erkenntnisinteresse“ als nur vom bloßen„Geschmack“ reden kann. Ich sollte also meine Vorlieben auch kritisch hinterfragen können, damit sie mir beim Beurteilen von Werken nicht imWege stehen, und ich fähig bin, sehr unterschiedliche Arten von Fotografie gleichermaßen fair zu bewerten und ihre jeweilige Quali- tät zu erkennen. Dass wir uns im DVF dabei auf die klassischen Grundlagen der Bildbewertung stützen und auch von unseren Juroren verlangen, dass sie ihr Urteil stets nachvollziehbar begründen können, halte ich in diesem Zusammen- hang für essenziell. Jedoch gilt für den guten Juror auch, hierbei den Blick stets zu weiten und den Geist offen zu halten. Denn freilich sind beispielsweise die Ausgewogenheit der Hell-Dunkel-Werte, die Schärfentiefe oder die Farbechtheit wichtige klassische Kriterien bei der Beurteilung von Bildern, dennoch zeichnen sich aber viele spannende und gute Fotografien erst dadurch aus, dass sie mit dem Gegenteil spielen, unscharf sind, verblitzt und eher„rotzig“ daher kommen - und gerade dadurch ihre einzigartige Qualität erhalten. Ein gutes Bild wirkt durch seine„Präsenz“ im Raum. Mit Präsenz ist die Fähigkeit einer Fotografie gemeint, ihre per se kaum greifbare, da immer flache, zumeist auch abweisende, weil glänzend-spiegelnde Oberfläche mit großer bildnerischer Kraft und Wirkung hinter sich lassen zu lassen. Erst durch diese Präsenz im Raum wird eine Wechselwirkung vom Bild zum Betrachter und zurück, wird eine inhaltliche Auseinandersetzung möglich, die unabdingbar ist für ein wirkungsvolles Bild. Diese Präsenz wird dabei weder allein durch die Art des Motivs noch allein durch seine stimmige fotografische Umsetzung zu erreichen sein. Nur durch ein gut aufeinander abgestimmtes Zusammenspiel von Inhalt und Umsetzung kann eine Fotografie Präsenz erlangen und uns Betrachter faszinieren. Und so möchte ich euch, liebe Fotofreundinnen und -freunde, zum Schluss fragen: Ist das nicht etwa Kunst, wenn es mir gelingt, ein Bild mit genau jener„Präsenz“ zu erstellen, so dass dessen Betrachter - beispielsweise hier bei der Landesausstellung des DVF Bayern in Dillingen - regelrecht fasziniert sind und es sie persönlich betrifft? Ich meine: Ja, auf jeden Fall. Ich wünsche allen Gästen nun viel Freude beim Betrachten der ausgezeichneten Werke sowohl in der Aus- stellung als auch im Katalog und danke den Dillinger Fotofreunden umWolfgang Elster sehr herzlich für ihr Engagement und die hervorragende Vorbereitung und Durchführung der Bayerischen Fotomeisterschaft 2024! Herzlichst Euer Alexander Gohlke

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